Battlerap haftet der Ruf an, ein eher kollegiales Umfeld mit wenig echtem Straßenbezug zu sein – auch wenn hier regelmäßig lyrisch Waffen gezogen werden. Der gewaltsame Tod des kanadischen Battlerapstars Pat Stay kam daher für die meisten Fans sehr überraschend, auch wenn sich im Nachhinein zeigte, dass der Vorfall nichts mit seiner Rolle als Musiker zu tun hatte. Für andere Battlerapper scheinen kriminelle Aktivitäten jedoch nicht nur Fiktion in ihren Texten. Tsu Surf wurde nun wegen einer angeblichen Verbindung zu kriminellen Banden in Haft genommen. Grundlage dafür – wieder einmal das fragwürdige RICO-Gesetz, das Behörden erlaubt, Personen anzuklagen und deren Besitz zu konfiszieren, ohne dass diese sich wirklich einer Straftat schuldig gemacht hätten. Die vermeintliche Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung reicht.
Tsu Surf in Untersuchungshaft
Lisa Evers, Reporterin von Fox 5 New York bestätigte, dass der Rapper aus New Jersey am Donnerstag (13.10.2022) gegen 13:30 Uhr vom US Marshals Service New York/New Jersey festgenommen wurde. Berichten zufolge wurde er im Rahmen einer RICO-Anklage im Zusammenhang mit einem DEA-Fall festgenommen. XXL hat bestätigt, dass Tsu Surf derzeit im Gefängnis von Essex County in Newark, NJ, inhaftiert ist, wo er auf seinen Termin beim Richter wartet.
Tsu Surf, 32, wurde Berichten zufolge in einem Haus in Jersey City, in Gewahrsam genommen, wo er sich mit einer Frau aufhielt. Zeugen geben an, der Rapper habe versucht, aus dem Hinterausgang des Hauses zu flüchten, das aber bereits von Strafverfolgungsbehörden umstellt gewesen sei. Als er die Polizisten sah, zog er sich wieder ins Haus zurück und verbarrikadierte sich dort. Tsu und die Frau weigerten sich etwa eine Stunde lang, nach draußen zu kommen, bis ein Verhandlungsführer hinzugezogen wurde, der Tsu überzeugte, sich den Beamten zu stellen.
Er soll heute (Freitag, 14.10.2022) einem Richter am Bundesgericht in seiner Heimatstadt Newark, NJ, vorgeführt werden.
Wenig Aussicht auf schnelle Freilassung
Dass die RICO-Ermittler keinen Spaß verstehen, haben Young Thug Gunna und das YSL-Kollektiv im Mai diesen Jahres erfahren müssen. Gemeinsam mit 26 anderen wurden die Rapper auf dem Höhepunkt ihres Hypes verhaftet. Wann sie wieder in Freiheit sind, steht völlig offen. Ähnlich scheint es sich nun bei Tsu Surf zu verhalten. Der Rapper selbst erklärte am 6. Oktober über einen befreundeten Account, dass er vermutlich nie wieder eine Bühne betreten könne.
Bleibt zu hoffen, dass er mit seine Vermutung falsch liegt. Sein Freund und Rapper-Kollege Qua
scheint die Situation ähnlich einzuschätzen und ließ seine Fans wissen, dass es nun wohl angebracht wäre, bei der Erwähnung von Tsu Surf´s Namen ein „free“ davor einzusetzen.
Nach der kürzlichen Entscheidung eines kalifornischen Gerichts, künftig im Staat Raptexte nicht mehr als Beweismittel zuzulassen, scheinen die Behörden in New York und New Jersey aktuell alle Register zu ziehen, um noch einige RICO-Anklagen auf den Weg zu bringen. Denn die Entscheidung im bevölkerungsreichsten Staats der USA hat Signalwirkung. Für RICO-Ermittler bedeutet dies einen schweren Schlag, da Verbindungen zu kriminellen Banden häufig nur durch Bezüge in der Musik aufgezeigt werden. Die Erfolgsaussicht künftiger RICO-Verfahren ist damit deutlich kleiner. Sogar das Gesetz selbst, das eigentlich gar kein richtiges Gesetz ist, sondern nur als Akt ein Gesetzeszusatz, droht in absehbarer Zeit gekippt zu werden. Viele Senatoren – auch aus New York – haben dies bereits mehrfach gefordert. Zudem machen viele schwarze Stars aus Film, Sport und Musik Stimmung gegen den RICO-Akt, da er – ursprünglich gedacht als Mittel gegen die Mafia – heute vornehmlich Anwendung findet, um schwarze Künstler mundtot zu machen, zu enteignen und einzusperren.
Wir hoffen, dass dies – sollte das Gesetz wirklich gekippt werden – Thugger, Gunna und auch Tsu noch zugute kommt. Sollte sich abzeichnen, wie lange der Battlerapper in Haft muss, erfahrt ihr es – wie immer – zuerst bei uns.
Quellen: KBE, xxlmag.com, instagram.com/tsu_surf