Eigentlich wollte Yo Gotti am heutigen Freitag den nächsten Teil seiner geliebten Cocaine Muzik-Mixtape-Serie veröffentlichen, aber entschied im aktuellen Klima den Release zu verschieben. So gab der Chef der Collective Music Group gerade bekannt, dass Fans sich hinsichtlich CM10 noch etwas gedulden müssen. Gotti postete die Nachricht auf Instagram, die lediglich eine Grafik und den Titel „CM10 Still Loading. Stay tuned!“ zeigt.
Der zehnte Teil der Mixtape-Reihe sollte in Form zweier Teile mit den Titeln „Free“ und „Game“ veröffentlicht werden. Eine Erklärung, warum die Drops nun verschoben worden sind, bleibt Yo Gotti aktuell noch schuldig. Viele Fans mutmaßen, dass er damit Young Dolph die letzte Ehre erweise. Andere, dass er einfach versucht ein günstigeres Zeitfenster für seine Releases, um diese aus dem Kontext des Mordes an Young Dolph zu lösen und bessere Verkaufszahlen zu erzielen. Wie auch immer es sich verhält. Klar scheint zu diesem Zeitpunkt nur, dass Young Dolph´s Tod in jedem Fall eine Rolle bei der Entscheidung gespielt hat.
Wie wir kürzlich bereits berichtet haben, befanden sich Yo Gotti und Young Dolph bereits seit 2014 im Streit, nachdem Dolph das Angebot Gotti´s, bei seinem Label zu unterschreiben, ausgeschlagen hatte. Nach vielen Schlammschlachten im Netz und einigen handfesten Auseinandersetzungen, bei denen Beteiligte nicht nur mit Worten, sondern teils sogar scharf aufeinander schossen, hatten sich die Gemüter in den letzten Jahren scheinbar beruhigt. Trotzdem schließen viele Fans, Kollegen und sogar Ermittler nicht aus, dass Yo Gotti in irgendeiner Form an dem Mord an Young Dolph beteiligt gewesen ist. Für manche war dieser Verdacht scheinbar so naheliegend, dass sie noch am Tag des Mordes an Dolph auf das Restaurant von Yo Gotti´s Mutter feuerten. Zudem beschossen Unbekannte auch das Haus der Großmutter von Black Youngsta – einem bei Yo Gotti gesignten Künstler, der ebenfalls aktiv mit Young Dolph beefte. Gerüchte, die Großmutter wäre dabei ums Leben gekommen, stellten sich zwischenzeitlich als falsch heraus. Die Ereignisse legen in jedem Fall Nahe, dass der Mord an Dolph bei Gotti´s Entscheidung, seine Releases zu verschieben, eine Rolle gespielt hat. Auch wenn es sich dabei wohl kaum um die Erweisung der letzten Ehre handelte.
Egal aus welchem Grund Gotti die Alben letztlich verschoben hat, der Release war ihm sichtlich wichtig, wie er in der vergangenen Woche in einem Instagram-Post betonte. Darin heißt es:
„Dieses Projekt verfolgt einen bestimmten Zweck, es heißt „Free Game“, es soll dir die Erfahrung eines jungen Hustla aus der Hood vermitteln, der einen Aufstieg hinlegte mit dem niemand gerechnet hatte. Es geht um mich und erzählt meinen Weg vom Abpacken von 2 Dollar Dime-Bags mit Gras bis in die höchsten Sphären des Rapgames.“
Wie die Verschiebung von CM10 und der Mord an Dolph zusammenhängen
Eine Parallele zwischen Young Dolph und Yo Gotti ist auch hier erkennbar. Yo Gotti bezeichnete sich stets als „King of Memphis“ und beanspruchte diesen Titel für sich auch erfolgreich bis ins Jahr 2016. Niemand wagte es ihm diesen Titel streitig zu machen, bis Young Dolph auf den Plan trat und Fans öffentlich begannen darüber zu diskutieren, wer der beste Rapper aus Memphis sei. Bereits die öffentliche Ablehnung von Dolph bei CGM zu unterschreiben, muss Yo Gotti als Affront empfunden haben. Der öffentliche Beef und die Behauptungen von Young Dolph – er habe mit Yo Gotti´s Frau geschlafen – müssen das Gefühl einer Majestätsbeleidigung extrem verstärkt haben. Als Young Dolph sein erstes Album in 2016 dann auch noch „King of Memphis“ nannte und damit öffentlich nach Gotti´s Krone griff, war jedem klar, dass eine physische Auseinandersetzung nur noch eine Frage der Zeit war, da nunmal kein König der Welt dulden kann, wenn ein andere König einen Anspruch auf dessen Reich anmeldet. Die zwei Mordanschläge auf Young Dolph in 2017 müssen in diesem Kontext gesehen werden. Dass Yo Gotti als einer der ersten nach dem Mord an Dolph in der Schusslinie steht ebenfalls.
In diesem Klima Alben zu releasen, die den Aufstieg von Gotti zum „King of Memphis“ besingen und ehren, würde wohl zwangsläufig dazu führen, den Eindruck – Gotti sei in den Mord verwickelt – erhärten und könnte daher nicht nur Wut und Ablehnung der Fans nach sich ziehen, sondern in auch schnell ins Fadenkreuz der Ermittler. Seine Releases aus diesem Kontext zu lösen, erscheint daher auch uns als kluger Schachzug.