Viel zu häufig sind wir in der Situation, über Rapper schreiben zu müssen, die durch Ganggewalt aus dem Leben gerissen werden. Jeder Tag der Themenrecherche ist daher von dem unguten Bauchgefühl begleitet, dass es heute den eigenen Lieblingsrapper getroffen haben könnte. Kein Name scheint heute zu groß, um eine solche Schlagzeile zu machen. Auch wenn wir die Muster und Dynamik hinter den Morden vielleicht besser verstehen als andere, lässt uns dies nie unberührt. Im Gegenteil, umso mehr man in dieses Thema eintaucht, desto stärker entsteht das Bedürfnis, etwas dagegen zu unternehmen. Unser Beitrag um den Gewaltkreislauf zu durchbrechen ist unsere Zusammenarbeit mit dem TikToker „Starboi Kane“, der auf unterhaltsame Weise zeigt, dass es in diesem musikalisch gefeierten Mord-Ping Pong keine Gewinner gibt. Joey Badass scheint das ganz ähnlich wie Starboi und wir zu sehen und nutze nun seinen Auftritt bei den diesjährigen BET Awards, um das Thema mit einer eindrucksvollen Performance in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken.
Joey Badass ehrt mit Auftritt tote Rapper
Joey Badass hat mit seinem BET-Auftritt ein starkes Zeichen gegen Gewalt im Rap gesetzt. Eingeleitet von einem Appell an alle Rapper, in ihrer Musik keine Botschaften mehr zu vermitteln, die tödliche Gewalt nachsichziehen, beeindruckte der New Yorker mit einer Bühnenperformance, die unter die Haut ging. Begleitet von zwölf Backgroundtänzern, die Hoodies mit den Namen von toten Rappern bedruckt waren, performte er seinen Hit „Head High“.
In chronologischer Reihenfolge ihres Todes ehrte Joey Scott La Rock, Tupac Shakur, The Notorious BIG, Big L, Soulja Slim, XXXTENTACION, Nipsey Hussle, Pop Smoke, King Von, Young Dolph, Trouble und PnB Rock – alle, die zwischen 1987 und heute Opfer von Waffengewalt geworden waren.
Provokative Begriffe streichen
Joey schlug auch vor, den Begriff „opp“ (Feind), zu streichen, da dieser Gewalt unnötig befördere und nicht selten sogar zu Konflikten in den eigenen Kreisen der Rapper führe. Joey Badass ist nicht der Einzige aus seiner Rap-Generation, der die Rap-Mordrate anprangert – erst vor ein paar Wochen sagte Rich Homie Quan TMZ, dass „Shoot 'em up, bang-bang music“ ein Problem für jeden werde, der sowas höre.
Auch nach Deutschland strahlt die Gangkultur über die Musik immer stärker ein. Zwar sind wir hier noch nicht an dem Punkt, dass sich an jedem Wohnblocks Gangs bilden und aktiv bekriegen. Die meisten hier verstehen wahrscheinlich nicht einmal die Bedeutung der „Signs“, die sie in Musikvideos machen. Auch sind Bandanas hier eher Modeaccessoire als Zeichen einer Zugehörigkeit. Mit Blick auf die Entwicklung in den USA und England erscheint es aber auch hier nicht zu früh, um für dieses Thema zu sensibilisieren, um einem ähnlichen Verlauf vorzubeugen.
Quellen: KBE, www.tmz.com, instagram.com/uncoveringrap