“Bevor die Industrie schließt, hab’ ich was zu sagen”: Mit diesen Worten wendet sich Manuellsen in einem Instagram-Post an seine Fans. 2021 sei das schlimmste Jahr in der Karriere des Rappers gewesen. Er habe viel dazu gelernt, sei aber auch an die Grenzen seiner Nerven gestoßen: “Die Menschen wissen 20% von dem Leid, Kummer, Schmerz, [den] Ängsten, die mich umtreiben.”
Er spielt auch auf eine Line aus dem Song “Loyalität” mit Nu51 und Des an: “Als ich schrie‘ MPUNKT VON HIER BIS EWIG’, war das nicht einfach so daher gesagt.” Manuellsen wolle sich im kommenden Jahr seinen Respekt zurückholen und könnte damit indirekt ankündigen, dass sich Fans schon bald auf neue Musik freuen können. Der Rapper beendet seinen Post mit einer klaren Ansage: “2022 hol’ ich mir […] den Thron als BESTER ARTIST Deutschlands.”Andere Künstler*innen sollen “ab jetzt selber hoch kommen”, sie hätten“ zu viel Blut [von ihm] getrunken”.
Die Hashtags #LOYALTYREMAINS, #BLOODCITY und #KÖNIGIMSCHATTEN könnten weitere Anspielungen auf besagten Song sein, in welchem Manuellsen rappt: “Bloody City Kartell, Bargeld, Ruhrpotter Adel/König im Schatten, Dicka, Blaublut, Raubzug, das Leben hier ist hart schnell”.
Ein bißchen Wind vor Releases zu machen, gehört dazu. Die Messlatte so hoch zu hängen, dass man Erwartungen nicht erfüllen kann, erscheint uns bei KlickBoom aber nicht als der klügste Move. Ähnlich wie Fler, steht Manuellsen heute weniger wegen seiner guten Musik in der Öffentlichkeit, sondern eher durch Statements zu Gott und der Welt. Dabei sind beide nicht einmal schlechte Musiker. Der taktische Fehler, den beide machen, ist zu versuchen an jeden Trend anzuschließen, anstatt sich als die OG´s zu positionieren, die sie im Deutschrap zweifellos sind. Bei Sido hat das gut funktioniert. Warum das für Manu oder Fler nicht so gut klappt, liegt vermutlich daran, dass Sido offensichtlich kein Problem mit seinem Image, als von der Industrie glatt geschliffener Mainstream-Rapper hat. Manu und Fler versuchen dagegen auf Zwang das „jugendlicher Straßenrapperimage“ aufrecht zu erhalten und spielen damit ein Spiel, dass sie nicht gewinnen können. Der Unterschied zu Bushido ist, dass dieser aus Fansicht immer seiner Linie treu geblieben ist und daher auch nicht mit jedem aufkommenden Rapper konkurrieren musste. Das brachte ihn an die Spitze des deutschen Rapgames. Und selbst nachdem nun das Fundament seines Images weggebrochen ist und für jeden klar sein müsste, was für eine Mogelpackung Bushido tatsächlich ist, halten ihm viele Fans die Treue.
Manuellsen hat leider das Problem, dass er in seiner Karriere versucht hat zu viele Trends zu bedienen und dadurch keine wirkliche Linie besteht, die mit ihm assoziiert wird und an die er nun anschließen könnte. Daher bleibt ihm nur – ähnlich wie jedem Newcomer – musikalisch zu experimentieren bis es klappt. Ausdruck davon ist wahrscheinlich auch das letzte gemeinsame Projekt mit Massiv, der wenige Wochen zuvor erklärt hatte, sich von Deutschrap zu verabschieden. Nach langer Karriere und mit ü40 in der Situation zu sein, mit Jugendlichen konkurrieren zu müssen, anstatt Vorbild und Mentor zu sein, ist sicherlich frustrierend. Sich in den sozialen Medien von jedem x-beliebigen 13jährigen triggern zu lassen kann aber nicht die Lösung sein. Wir würden Manuellsen wünschen, wieder für gute Musik zu stehen, anstatt für halbwegs entertainenden Gossip. Wenn er das in 2022 erreichen kann, würde uns das sehr für ihn freuen. Aktuell fällt es uns aber schwer daran zu glauben.